Einmal im Jahr besuche ich meine befreundete portugiesische Familie in Lagos, im Süden Portugals. Ich genieße diese Zeit sehr: Das gemeinsame lange Essen mit den oft tiefsinnigen Gesprächen, die meistens in englischer Sprache stattfinden, gibt mir immer wieder neue Lebensimpulse.

Hinzu kommt, dass der Atlantik uns umgibt. Stundenlang gehe ich am Wasser entlang, morgens früh, wenn kaum einer am Strand ist, und spätabends, wenn die Sonne langsam untergeht. Die Fußabdrücke im Sand, die die nächste Welle wieder löscht, die unterschiedlichen Muscheln, die ich betrachte und von denen ich einige als Symbol für die Tauffeiern mitnehme, sowie die Weite des Meeres – das alles berührt zutiefst meine Seele.

Einmal habe ich eine lange Weile über das Meer in die Weite geschaut und konnte mich an diesem Blick nicht sattsehen. Das Meer ist für mich seitdem wie das Bild des Lebens. Unendliche Wellen, die immer in Bewegung sind, zeigen die Lebendigkeit des Lebens. Du bist am Meer und siehst auf einmal in der Weite, wie scheinbar Himmel und Erde sich berühren. Man weiß nicht mehr, wo das Wasser aufhört und der Himmel beginnt. „Das Meer ist die anschauliche Gegenwart des Unendlichen“, so sagt es Karl Jaspers. Ja, das Meer zeigt uns die unendliche Liebe unseres Gottes. Unser Verstand kommt hier an eine Grenze, aber mit dem Herzen schaust du tiefer, inniger, erfüllter und kannst Gott erahnen, weil Er unendlich liebt.

Wo Göttliches und Irdisches zusammen kommen, kann Leben und Frieden für alle entstehen. „Da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns…“ – dieses Lied habe ich für Sie eingesungen:

Da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns…

Wir singen das Lied in der Friedensschule in fast jedem Gottesdienst. Es ist für Schülerinnen und Schüler, Kolleginnen und Kollegen, die gesamte Schulgemeinde zu einer Leitmelodie geworden. Jeder Friedensschüler kennt dieses Lied und das habe ich zum Anlass genommen, einige Gedanken zum Liedtext zu schreiben:

Wo Menschen sich vergessen, die Wege verlassen…“
Sich selbst zurückzunehmen, dem Anderen den Vorrang zu lassen, den Weg der Ich-Sucht und des Egoismus aufzugeben, den Anderen groß zu machen – das verbinde ich mich mit „die Wege verlassen“.

Wo Menschen sich verschenken, die Liebe bedenken…“
Das Leben ist ein unendliches Geschenk. Wer schenkt, wird beschenkt – das durfte ich immer wieder erfahren. Sich verschenken, heißt, sich selbst zu geben, sein Inneres, seine Wahrhaftigkeit. Das Innerste des Menschen ist das Kostbarste, was er von Gott geschenkt bekommen hat. Er beruft mich, das zu verschenken und auch meine Gaben, meine Zeit und anderes mehr.

Wo Menschen sich verbünden, den Hass überwinden…“
Dunkelheiten und Abgründe gehören zum menschlichen Leben. Sie entstehen oft durch unsere Erziehung und durch Ängste, die wir in uns tragen. Überwinden heißt, meine Lebensgeschichte anzuschauen und zu erkennen, wo Lieblosigkeit mein Leben bestimmt hat und bestimmt. Auch meine Ängste darf ich nicht verdrängen, denn sie wirken tief in meiner Seele. Ich muss mich mit ihnen auseinandersetzen, sie in mein Leben integrieren und sie überwinden. Eucharistie feiern heißt:
Sich verwandeln zu lassen von dem, der voller Liebe ist und der all die Ängste des Lebens kennt – Christus.

Wo das geschieht, berühren sich Himmel und Erde, wird das Himmlische greifbar nahe und es entsteht Leben und Frieden.
Lass dich von Gottes Liebe berühren, die durch Menschen und durch die gesamte Schöpfung immer wieder erfahrbar wird.
Mögen wir nicht aufhören, von den Berührungen Gottes zu singen in dem tiefen Glauben, dass uns dieses Berührtsein zu Menschen des Friedens macht.

Euer / Ihr

Thomas Laufmöller

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