Neulich fuhr ich mal wieder mit meinem Fahrrad durch die Aasseestadt, in der ich als Pastor von St. Stephanus 18 Jahre gelebt und gewirkt habe. Eine ältere Frau rief mir zu, ich hielt an und sie erzählte mir ihre Sorgen.

„Herr Pastor, Sie haben so viele Menschen gekannt. Ich kenne keinen Priester mehr, die wechseln ständig und der Kaplan verlässt nun bald schon wieder das Pfarrhaus und geht.

Wer wird mich einmal beerdigen?“

Diese Fragen höre ich immer wieder. Es gab während meiner späteren Zeit in St. Stephanus keine Straße mehr, in der ich nicht wenigstens 10 Familien kannte. Und wenn mir bei einer Beerdigung der Verstorbene und die Familie nicht so bekannt waren, so waren mir zumindest die Nachbarn vertraut. Seelsorge wird immer anonymer, menschlicher Kontakt außerhalb von Liturgie immer seltener. Wenn ich heute Menschen im Großraum Gremmendorf, Angelmodde oder Wolbeck zum Beerdigungs- oder Taufgespräch besuche, muss ich immer das Navi mitnehmen, um mich zu orientieren und um die Menschen zu finden.

„Herr Pastor, wer wird mich einmal beerdigen?“ – Eine Frage voller Angst und Sorge, aber auch voller Traurigkeit über eine vergangene Zeit, in der der Priester noch mittendrin war und mit den Menschen lebte. Seelsorge wird gestaltet und gelebt, nicht nur in der Liturgie und damit im Kirchenraum, sondern auch auf der Straße. Das ist so entscheidend für eine lebendige Gemeinde. Ich habe so viele Gespräche draußen, auf dem Bürgersteig, vom Fahrrad aus, geführt. Die Menschen waren mir und ich den Menschen vertraut. Diese Vertrautheit gibt den Menschen eine innere Ruhe und einen inneren Halt, gerade wenn die letzten Lebenstage kommen.

„Herr Pastor, wer wird mich einmal beerdigen?“ – Wir werden diese Frage noch des Öfteren hören, zumal die Leitungsebene der Bistümer und damit letztendlich die verantwortlichen Bischöfe, die Pfarreigrenzen bei Beibehaltung der jetzigen kirchlichen Strukturen immer größer ziehen müssen, da sie immer weniger Seelsorger einsetzen können. Die Menschlichkeit und die zwischenmenschlichen Beziehungen gehen immer mehr verloren und damit der Grundansatz von Seelsorge. Erst kommt die Anthropologie und dann die Theologie. Diese Nähe und Liebe zu den Menschen ist verlorengegangen, ja, die Kirchenleitung scheint sie aufgegeben zu haben. Wenn das so bleibt, ist das Kernanliegen Jesu Christi auf Dauer gefährdet.

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Euer / Ihr Pastor

Thomas Laufmöller

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